Google+ Julias Buchblog: Frl. Krise - Ghetto Oma

Montag, 22. Oktober 2012

Frl. Krise - Ghetto Oma

Ghetto Oma
Frl. Krise
ISBN 9783499629983


Frl. Krise ist Lehrerin für Biologie und Kunst an einer Brennpunktschule und blickt auf fast vierzig Jahre Berufserfahrung zurück. In kleinen Episoden erzählt sie Geschichten aus ihrem Alltag, aktuelle und vergangene, über Verständigungsschwierigkeiten, Integrationsprobleme und die lieben Kollegen. Weder damals noch heute bleibt bei den Kindern viel vom Schulstoff hängen, allerdings sind dem unverzagten Frl. Krise Respekt und Umgangsformen auch wichtiger, obwohl auch da der Erfolg begrenzt ist...

Frl. Krise bezeichnet sich in ihrem Buch als Freundin von Frau Freitag, die selbst zwei derartige Bücher veröffentlicht hat. Ob am Druck von „Ghetto Oma“ nun die Inspiration durch die Freundin schuld ist oder rein materiell der Verkaufserfolg dieser beiden Vorgängerbücher, es bleibt allerdings ein deutlicher Qualitätsunterschied spürbar. Im Gegensatz zu Frau Freitag wirkt der Schreibstil von Frl. Krise platt und krampfhaft auf „locker“ getrimmt. Auch der Humor kann nicht mithalten, nur etwa jede zehnte Episode hat mich zum Schmunzeln gebracht. Zur eher mangelhaften Sprache passt auch das dümmliche Pseudonym. Das „Fräulein“ ist heutzutage zu Recht massiv vom Aussterben bedroht und gehört wohl kaum zum Wortschatz von Migrantenkindern. Und zu Zeiten, als das „Fräulein“ noch üblich war, hat Frl. Krise zwar schon unterrichtet, dürfte aber als verheiratete Frau von niemandem als Fräulein betitelt worden sein. Auch inhaltlich bietet „Ghetto Oma“ wenig. Es ist klar, dass bei den vielen Episoden und dem stetigen Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit kaum Platz bleibt für eine vertiefte Personenzeichnung. Trotzdem hätten die Schüler und Kollegen doch etwas weniger klischeehaft daher kommen können. So bleibt eine eher wirre Sammlung an Plattitüden, die in einer TV-Soap einen gewissen Unterhaltungswert hätten, als Buch jedoch nicht funktionieren.

Edit: hier gibt es noch einen Nachtrag zur Rezi

Herzlichen Dank an vorablesen und rororo für das Rezensionsexemplar!  

2 Kommentare:

  1. ;O)
    Ich habe die Freitagsbücher nicht gelesen, vielleicht wäre meine eigene Rezi nicht ganz so positiv ausgefallen, hätte ich die Bücher gekannt, ich weiß es nicht. g

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  2. Ich bin wohl ein paar Jahre zu spät mit meinem Kommentar. ;-) Mir ist das Buch am Montag in die Hände gefallen und ich habe es in einem Rutsch durchgelesen und finde es großartig. Ich selbst arbeite mit Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund und kann Dir sagen, daß vieles in dem Buch leider nicht übertrieben dargestellt ist. Diese Klischees sind harte Realität. Viele von den dargestellten Problemen kenne ich von meinen Schülern bzw. aus dem Jugendzentrum, in dem meine Arbeit stattfindet. Die Jugendlichen haben keinerlei realistische Sicht auf ihre Zukunft, strengen sich selten an, glauben, ihnen falle alles zu. Beim Praktikum tauchen sie selten oder ständig zu spät auf und glauben, trotzdem das große Geld zu bekommen oder eben irgendeinen Job.
    Ich finde das Buch gut, da es lustig geschrieben ist (auch wenn das Thema objektiv natürlich nicht witzig ist), aber auch zwischendurch nachdenkliche Einschieber hat und auch Problemthemen anspricht.
    Durch die Lektüre fühle ich mich außerdem nicht mehr so alleine mit meinen Problemen. Wahrscheinlich ist das Buch tatsächlich eher gemünzt auf das Klientel Lehrer/Menschen in sozialen Berufen. (Und Frau Freitag kenne ich noch nicht, vielleicht hole ich das mal nach...)

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