Google+ Julias Buchblog: Martin Walker - Schatten an der Wand

Freitag, 1. März 2013

Martin Walker - Schatten an der Wand

Schatten an der Wand
Martin Walker
ISBN 978-3257068436



Lydia Dean arbeitet als Expertin für vorklassische Kunst in einem Londoner Auktionshaus, als ihr ein Major Manners einen Stein mit der Zeichnung eines Stiers darauf zeigt, der angeblich 17'000 Jahre alt sein soll und den er von seinem Vater geerbt hat. Lydia ahnt sofort, dass dieses Kunstwerk Probleme schaffen wird, denn entweder die Zeichnung ist echt, dann wurde sie illegalerweise aus einer französischen Höhle mit steinzeitlichen Wandmalereien gestohlen, oder sie ist gefälscht, dann ist sie nichts wert. Bevor sie allerdings die Echtheit überprüfen kann, wird der Stein gestohlen...
Parallel zu dieser Geschichte werden die Erlebnisse von Captain Jack Manners erzählt, der im 2. Weltkrieg bei der Koordination der Résistance geholfen hat und dabei im Périgord tätig war. Ein dritter Strang spielt in der Altsteinzeit vor 17'000 Jahren und schildert die Entstehung der Wandmalereien.

„Schatten an der Wand“ ist Martin Walkers Frühwerk und ich hatte große Erwartungen an den Roman. Leider funktioniert die Erzählweise mit den drei Handlungssträngen überhaupt nicht. Die Verbindungen zwischen den Ebenen wirken zu konstruiert, zudem ist die Qualität sehr unterschiedlich. Derjenige, der in der Gegenwart spielt, ist bis auf die hölzern wirkende Romanze eigentlich gut, mit Krimielementen und gut verpackten Informationshäppchen. Martin Walkers Stil, wie wir ihn von den Bruno-Fällen kennen. Die Geschichte aus dem 2. Weltkrieg dagegen dürfte wohl nur Leute mit Interesse an militärischen Aktionen und der Résistance fesseln. Mir war das viel zu viel Manöver und zu wenig lebendige Geschichte. Mit Abstand am schlimmsten fand ich aber den dritten Handlungsstrang, der in der Steinzeit spielt. Gut, als Archäologin bin ich da natürlich speziell kritisch und ein gewisser kreativer Freiraum muss man dem Autor schon zugestehen, trotzdem erwarte ich auch da eine sorgfältige Recherche. Aber Martin Walker entwirft eine Gesellschaft, die nun gar nichts mit der wissenschaftlichen Forschung zu tun hat, und dass sein Protagonist dann noch im Alleingang die künstlerische Entwicklung der Menschheitsgeschichte revolutioniert, macht die Sache nicht besser. Wie ungleich der Rechercheaufwand verteilt ist, zeigen auch die „Anmerkungen des Autors“. Dort widmet sich ein halber  Satz der Steinzeit und die restlichen fünf Seiten dem 2. Weltkrieg. Und dieser halbe Satz ist dann auch inhaltlich noch falsch, denn das Neolithikum beginnt in Europa erst 10'000 Jahre später und hat mit den Höhlenmalereien des Périgords nicht das Geringste zu tun. Diesen Strang des Buchs konnte auch die schnulzige Liebesgeschichte nicht retten, da habe ich irgendwann einfach diagonal gelesen, um möglichst bald durch zu sein.

Insgesamt bleibt der Eindruck, dass sich Martin Walker in seinem Frühwerk mit einer kunstvollen Erzählstruktur ziemlich übernommen hat. Es ist also folgerichtig, dass er sich nachher mit der Bruno-Reihe auf das konzentriert hat, was er am besten kann: eine gute Geschichte aus der Gegenwart erzählen, kombiniert mit Krimielementen und Lokalkolorit. Dabei soll er bitte bleiben und von der Vorgeschichte in Zukunft die Finger lassen oder zumindest anständig recherchieren!

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