Bei Diskussionen zur Blogparade Autorenmarketing im Web wurde ich mehrfach gefragt, was ich von Buchtrailern halte. Offenbar haben viele Autoren das diffuse Gefühl, ein Buchtrailer sei fürs Marketing wichtig, aber die wenigsten haben viel Ahnung davon, warum genau ein Trailer etwas bringen soll und wie man sowas macht.
Große Verlage haben nicht nur ein passendes Budget für einen Trailer, sie haben auch Leute mit entsprechender Erfahrung, da gehört ein Trailer oft zum Gesamtkonzept. Aber wenn ein kleiner Verlag oder ein Indie-Autor nur über beschränkte Mittel zur Vermarktung verfügen, ist ein Buchtrailer meiner Meinung nach keine sehr effiziente Marketingmassnahme.
Wie viele Buchblogger schaue ich mir zwar vereinzelt solche Trailer an, aber viele sind es nicht. Ein Grund dafür ist, dass man in Internet überall auf Werbefilmchen trifft, da schaue ich gar nicht mehr richtig hin, wenn auf einer Verlagsseite irgendwo ein Trailer läuft. Ein weiterer Grund ist die Effizienz. Damit ein Trailer einen Eindruck von der Geschichte vermitteln kann, muss er eine gewisse Länge haben. In derselben Zeit, in der ich mir einen Trailer ansehen kann, kann ich aber die Klappentexte von fast einem halben Dutzend interessanter Bücher oder eine Rezension zum Buch lesen. Damit ich mir die Zeit nehme, einen Trailer anzuschauen, muss also schon im Voraus mein Interesse geweckt sein. Aber auch dann ist beispielsweise eine Leseprobe ein sehr viel besserer Weg, mich von einem Buch zu überzeugen. Und offenbar geht es nicht nur mir so. Erstaunlicherweise gibt es wenige Studien über den Wirkungsgrad von Buchtrailern, aber neuere Untersuchungen zeigen, dass Trailer nicht viel bringen, auch weil sie beim Zielpublikum immer noch wenig bekannt sind (klick).
Während ich mich also bewusst kaum von Buchtrailern überzeugen lasse, gibt es deutlich mehr Fälle, in denen ein Trailer dazu führt, dass ich ein Buch nicht kaufe. Denn viel zu oft stolpere ich über Trailer, die nicht nur sehr selbstgebastelt aussehen, sondern bei denen auch klar erkennbar ist, dass bei der Herstellung mehrfach gegen das Urheberrecht verstoßen wurde. Da werden dann zur Untermalung der Werbetexte einfach ein paar bunte Bildchen eingefügt, die im Netz gefunden wurden, dazu ein passend klingender Sound, am liebsten Ausschnitte aus Filmmusik oder ein Popsong mit passendem Intro. Dabei müsste doch gerade ein Autor Respekt vor der künstlerischen Leistung anderer Menschen haben. Warum dann also diese Selbstbedienungsmentalität? In so einem Fall hinterlässt ein Trailer bei mir einen schalen Nachgeschmack, der meistens dafür sorgt, dass ich das Interesse an einem Buch verliere.
Wie sieht es bei euch aus, schaut ihr euch regelmäßig Buchtrailer an? Und schaffen sie es tatsächlich, euch von einem Buch zu überzeugen?