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Freitag, 17. Mai 2013

Jean-Luc Bannalec - Bretonische Verhältnisse

Bretonische Verhältnisse: Ein Fall für Kommisar Dupin
Jean-Luc Bannalec
Kiepenheuer & Witsch
ISBN 9783462044065


In Pont-Aven, einem idyllischen Städtchen in der Bretagne, wird der Hotelbesitzer Pierre-Louis Pennec brutal ermordet. Georges Dupin, ein koffeinsüchtiger Kommisar aus Paris, der wegen seines vorlauten Mundwerks in die Provinz strafversetzt wurde, kümmert sich um den Fall. Im Laufe der Ermittlungen stellt sich heraus, dass der alte Hotelier todkrank war und offenbar unmittelbar davor stand, sein Testament zu ändern, wohl zu Ungunsten seines Sohnes Loic. Doch bevor Kommisar Dupin dazu kommt, ihn weiter zu befragen, wird Loic Pennec ebenfalls tot aufgefunden. Und dann ist da noch dieses Bild, das Anlass zu vielen Spekulationen bietet...

Ja, genau, das ist der Krimi, um den vor knapp einem Jahr ein ziemlicher Wirbel gemacht wurde. Ich will hier aber weder auf die Spekulationen eingehen, wer hinter dem Pseudonym Jean-Luc Bannalec steckt, noch darauf, ob es sich dabei tatsächlich um eine versteckte Parodie auf den Literaturbetrieb handeln könnte, das haben andere schon ausreichend getan (etwa hier und hier). Stattdessen möchte ich mich auf das Buch konzentrieren, denn dazu gibt es genug zu sagen.
Ich mag ja ruhige, klassische Krimis, bei denen das Blut nicht in Strömen fließt, eigentlich sehr gerne. Allerdings sollten dann Kriminalfall und Protagonisten eine Geschichte auch tragen können und dem Buch eine eigene Atmosphäre verleihen. Und dabei hapert es gewaltig, denn sowohl dem Fall als auch dem ganzen Drumherum mangelt es an Originalität. Man wird zwar ganz nett unterhalten, aber der versierte Krimileser merkt schon bald, worauf die Geschichte hinausläuft, denn von diesem Grundgedanken gibt es bessere Varianten. Und das Lokalkolorit ist zwar da, das bretonische Flair ist durchaus spürbar, Aber der mühsame Chef und die überaus kompetente Sekretärin, die netten Abstecher ins Café, die pittoresken Schilderungen von Land und Leuten - all das wirkt wie bei Donna Leon geklaut. Nur ist Brunetti die wesentlich sympathischere Figur als der brummige, unhöfliche Kommisar Dupin... Auch sprachlich war das Buch kein Genuss. Der knappe, abgehackte Stil passt zwar zum Protagonisten, geht mir als Leser aber irgendwann auf die Nerven, und vom im Klappentext versprochenen hintergründigen Humor habe ich auch viel zu wenig gemerkt.

Fazit: wer nach 21 Fällen Brunetti noch nicht genug hat und nach einem weiteren harmlosen, unblutigen Regionalkrimi als Ferienlektüre sucht, kann es ja mal mit Kommisar Dupin versuchen, allen anderen empfehle ich das Original!

1 Kommentar:

  1. Durchaus amüsante Lektüre, die mich inspiriert hat, die Tatorte in meinem Sommerurlaub aufzusuchen. Allein deshalb hat es sich gelohnt- die Bretagne ist wirklich so malerisch und dennoch rau-romantisch, wie in den Dupin-Romanen beschrieben.

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