Google+ Julias Buchblog: Aimee Bender - Die besondere Traurigkeit von Zitronenkuchen

Sonntag, 2. Juni 2013

Aimee Bender - Die besondere Traurigkeit von Zitronenkuchen

Die besondere Traurigkeit von Zitronenkuchen
Aimee Bender
ISBN 9783833308536



Rose ist knapp neun Jahre alt, als es zum ersten Mal passiert: der Zitronenkuchen, den ihre Mutter gebacken hat, schmeckt nicht nur nach Zitrone, Zucker und Butter, sondern auch nach Abwesenheit, Leere und Traurigkeit. Als sei die Mutter mit ihren Gedanken und Gefühlen nicht bei der Sache, sondern habe sich irgendwie von der Familie entfernt. Das Hähnchen mit Bohnen zum Abendessen hat den gleichen emotionalen Nachgeschmack. Verzweiflung, heimliche Verliebtheit, Schuldgefühle, all das kommt im Roastbeef, dem Sandwich oder einem Keks zum Vorschein und macht Rose das Essen zur Hölle. Und die unerwünschte Fähigkeit verschwindet nicht wieder, sondern verstärkt sich noch. Bald schmeckt Rose nicht nur die Gefühle des Kochs bei der Zubereitung, sondern auch die des Bauern bei der Ernte, des Arbeiters beim Verpacken. Dazu kommen all die Probleme, die man als heranwachsendes Mädchen so hat: Rose bekommt detailliert mit, wie die Ehe der Eltern zerbricht, ohne dass sie etwas tun kann. Joseph, ihr Bruder, wird immer seltsamer, verschwindet manchmal auf unerklärliche Weise und taucht dann völlig erschöpft wieder auf. Und dann sind da noch die Gefühle für George, Josephs bester Freund und der einzige, der von Roses Begabung weiß...

Als ich das Buch zum ersten Mal gelesen habe, war ich ziemlich enttäuscht. Die Grundidee, Gefühle schmecken zu können, gefällt mir wirklich gut, aber leider kommt sie für meinen Geschmack zu kurz. Sehr bald dreht sich das Buch zur Hauptsache um Roses Bruder Joseph, der eine mindestens ebenso eigenartige Fähigkeit hat, die sich aber in eine ganz andere Richtung entwickelt. Damit wirkt das Buch überfrachtet, zu gehetzt, zu skurril. Einen gehetzten Eindruck macht oftmals auch der (eigentlich sehr elegante) Stil. Die Sätze sind stakkatohaft aneinandergereiht, bei den Dialogen fehlen die Anführungs- und Schlusszeichen und die direkte Rede beginnt teilweise mitten im Absatz. Als ich das Buch jetzt für die Re-Read-Challenge nochmals gelesen habe, habe ich deshalb versucht, das Lesetempo künstlich etwas zu drosseln, um der Geschichte mehr Raum zu geben. So kommen zwar die fein gezeichneten Personen besser zur Geltung, aber ich mochte den Handlungsstrang um Joseph immer noch nicht. Auch das ist eine Idee, die durchaus Potenzial hat, aber es wäre meiner Meinung nach viel besser gewesen, das von Roses Begabung zu trennen. So ersticken sich die beiden Ideen gegenseitig und man stumpft als Leser angesichts der vielen abstrusen Vorkommnissen irgendwann ab, so dass man die vielen schönen Details der Geschichte gar nicht mehr würdigen kann.

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