Google+ Julias Buchblog: Ingrid Noll - Kuckuckskind

Samstag, 14. Februar 2015

Ingrid Noll - Kuckuckskind

Kuckuckskind
Ingrid Noll
ISBN 978-3257240122

Eine bitterböse Geschichte darüber, was Missgunst, Schuld und Vaterschaftstests anrichten können: Anja ist Deutsch- und Französischlehrerin, leider kinderlos, aber glücklich verheiratet. Dachte sie zumindest, bis die Chorprobe ausfiel und sie ihren Mann Gernot mit einer Unbekannten erwischte. Nach ihrer Scheidung verkriecht sie sich in ihrer kleinen Wohnung, wird Sudoku-süchtig, und nur ihrer Kollegin Birgit gelingt es, sie mit dem neusten Tratsch aus dem Lehrerzimmer aufzuheitern. Doch als Trösterin über eine gescheiterte Ehe ist Birgit die Falsche. Obwohl sie und ihr Mann Steffen im Bekanntenkreis als Traumpaar gelten, gibt es immer mehr Anzeichen, dass sie sich noch in fremden Betten vergnügt. Und als Birgit dann auch noch schwanger wird, kommt Anja ein rabenschwarzer Verdacht...

Ich habe fast alle Romane (oder eher Krimis?) der Autorin gelesen und deshalb eine typische Ingrid-Noll-Geschichte erwartet, wie immer mit einer leicht verschrobenen frustrierten Protagonistin, die über Leichen geht, um ihr Glück zu finden. Nun ja, die Leichen gibt es, aber sonst ist „Kuckuckskind“ ziemlich anders. Anja ist zwar keine kaltblütige Mörderin, aber mit ihrer Eifersucht und ihrem Neid mitverantwortlich für die Todesfälle. Und hat deshalb ein schlechtes Gewissen, was sie von den anderen Noll-Protagonistinnen unterscheidet. Dies kombiniert mit der banalen Alltäglichkeit der Szenen, in die sich leise Wahn und Missgunst schleichen, ergibt eine psychologische Tiefe, die nur wenige der Vorgängerromane aufweisen können. Nur ein Manko hat „Kuckuckskind“, denn der typische schwarze Humor, der den Werken der Autorin sonst den letzten Schliff verleiht, hat mir doch etwas gefehlt.

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