Google+ Julias Buchblog: Kirsten Wulf - Aller Anfang ist Apulien

Sonntag, 13. September 2015

Kirsten Wulf - Aller Anfang ist Apulien

Aller Anfang ist Apulien
Kirsten Wulf
ISBN 9783462044973


Elena ist mit ihrem Leben unzufrieden. Als sie dann auch noch an ihrem 40. Geburtstag durch Zufall erfährt, dass ihr Mann sie mit seiner Sekretärin betrügt, reicht es ihr. Sie schnappt sich Kind und Koffer und fährt nach Apulien ins kleine Städtchen Lecce zu ihren Verwandten. Bei ihrem Onkel Gigi kann sie in Ruhe ihre Ehe überdenken und neue Zukunftspläne schmieden. Auch Michele ist neu in Lecce. Ihn hat nicht eine Ehekrise in die Stadt geführt, sondern eine alte Postkarte, die er nach dem Tod seiner Mutter in ihren Unterlagen gefunden hat. Seine Mutter Lucia scheint als junges Mädchen aus Lecce nach Rom geflohen zu sein, hat aber noch einen Bruder dort, von dem Michele bisher nichts wusste. Hat sein unbekannter Vater etwas mit dieser Geschichte zu tun? Michele findet rasch seinen Onkel, will sich aber erst zu erkennen geben, wenn er das Rätsel gelöst hat. Dann allerdings trifft er Elena, was die Sachlage verkompliziert. Diese wiederum hat eigentlich weder Zeit noch Lust, sich mit dem gutaussehenden Fremden zu befassen. Zusammen mit ihrer Freundin ist sie auf der Suche nach der Schwester ihrer Haushaltshilfe, einer jungen Frau aus Nigeria, die illegal ins Land gekommen ist und seither spurlos verschwunden ist...

Ein gutgeschriebener Roman, in dem mehr steckt, als man anhand des Klappentextes erahnen kann. Die sich anbahnende Romanze zwischen Elena und Michele ist nur die Rahmenhandlung, denn eigentlich geht es um ernste Themen wie Mafia, Erpressung und Menschenhandel. Trotzdem sorgen die Romanze und vor allem die lebensecht gezeichneten Nebenfiguren wie Onkel Gigi mit seinen exzentrischen Anfällen dafür, dass die Geschichte eine gewisse Leichtigkeit behält. Allerdings ist genau diese Gratwanderung zwischen Ernsthaftigkeit und Unterhaltung manchmal problematisch. Ich habe mich beim Lesen echt geärgert über die Naivität der beiden Hobbydetektive. Hallo, schon mal davon gehört, dass es in Italien sowas wie Mafia geben soll? Und dass diese es nicht schätzt, wenn unbedarfte Fremde ihre Nasen allzu tief in ihre Angelegenheiten stecken? Dass es am Schluss trotz allem ein Happy End gibt (was ja klar war) und Michele mit einer Gehirnerschütterung und diversen Prellungen davonkommt, ist definitiv nicht der Realitätsnähe der ansonsten sehr glaubhaft geschilderten mafiösen Verflechtungen geschuldet! Aber der Charme dieser italienischen Kleinstadt, der aus jeder Zeile spürbar wird, entschädigt auch für diesen Ausrutscher.

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